Grenzen der Benutzermodellierung

 

Trotz der vielen Vorteile der Benutzermodellierung zweifelt [Sherman 93] an ihrer Durchführbarkeit und Flexibilität. Er führt dafür folgende Punkte an:

 

  1. Jede Technik, die einen Benutzer modellieren möchte, erfordert eine gewisse Verallgemeinerung. Daher wird durch das Modell nicht ein Individuum sondern eine Gruppe von Benutzern charakterisiert. Aber dennoch kann es innerhalb einer Gruppe noch große Unterschiede im Wissen und Verhalten der Anwender geben. Aus diesem Grund muß man dann die Gruppe in Untergruppen aufteilen und den Prozeß rekursiv fortsetzen, bis in jeder Teilgruppe nur noch ein Individuum ist, da es keinen Durchschnittsanwender gibt.

  2. Auch wenn es möglich wäre, ein für den Moment richtiges Modell zu produzieren, so ist das Wissen des Benutzers doch nicht statisch und somit müßte das Modell schon nach sehr kurzer Zeit wieder verworfen werden.

  3. Außerdem hat der Erfolg, formale Modelle zu entwickeln, bisher nur sehr wenig zu unserem Verständnis von tieferen kognitiven Prozessen beigetragen, die jedoch die Grundlage für wichtige Designentscheidungen sind.

  4. Schließlich ist die Benutzermodellierung keine praktische Lösung, wenn die Anwendung eine Vielzahl verschiedener Anwendergruppen hat, da dann die Möglichkeit einer genauen Modellierung der Benutzer nicht gegeben ist. Denn die Definition eines Modelles und einer Benutzerschnittstelle für jede kleine Benutzerklasse wäre zu schwierig und würde zu viel Zeit kosten.